32 Gedichte über Sterne.
Der verschwundene Stern
Es stand ein Sternlein am Himmel,
Ein Sternlein guter Art;
Das thät so lieblich scheinen,
So lieblich und so zart.
Ich wußte seine Stelle
Am Himmel, wo es stand;
Trat Abends vor die Schwelle
Und suchte bis ich's fand.
Und blieb dann lange stehen,
Hat große Freud in mir;
Das Sternlein anzusehen,
Und dankte Gott dafür.
Das Sternlein ist verschwunden,
Ich suche hin und her;
Wo ich es sonst gefunden,
Und find es nun nicht mehr.
Matthias Claudius (1740 - 1815), deutscher Dichter, Redakteur, Erzähler und Herausgeber des Wandsbecker Boten, Pseudonym Asmus
Die drei Sterne
Es blinken drei freundliche Sterne
Ins Dunkel des Lebens herein;
Die Sterne, die funkeln so traulich,
Sie heißen: Lied, Liebe und Wein.
Es lebt in der Stimme des Liedes
Ein treues, mitfühlendes Herz;
Im Liede verjüngt sich die Freude,
Im Liede verweht sich der Schmerz.
Der Wein ist der Stimme des Liedes
Zum freudigen Wunder gesellt
Und malt sich mit glühenden Strahlen
Zum ewigen Frühling der Welt.
Doch schimmert mit freudigem Winken
Der dritte Stern erst herein,
Dann klingt's in der Seele wie Lieder,
Dann glüht es im Herzen wie Wein.
Drum blickt denn, ihr herzigen Sterne,
In unsre Brust auch herein!
Es begleite durch Leben und Sterben
Uns Lied und Liebe und Wein!
Und Wein und Lieder und Liebe,
Sie schmücken die festliche Nacht!
Drum leb', wer das Küssen und Lieben
Und Trinken und Singen erdacht!
Theodor Körner (1791 - 1813), Carl Theodor Körner, deutscher Freiheitsdichter, Burgtheaterdichter in Wien und Verfasser patriotischer Lieder
Unauslöschlich
Wenn
ich in
Gedanken
auf
Sternenbahnen
dahingleite
Die
Hand
schützend
vor
meiner
brennenden
Kerze
Dann
scheint
alles
unauslöschlich
Im
ewigen Licht
längst
vergangener
Sterne
© Manfred Poisel (*1944), deutscher Werbetexter, »Sprach-Juan« und »Verbanova«
Quelle: Poisel, Und stürzen ins Paradies. Gedichte, 1996
Melodie der Nacht
Leise in des abends Stille
eine Melodie erklingt.
Sanfte Weise von den Sternen
sehnsuchtsvoll das Herz erfüllt.
Dort oben möchte ich mal stehen,
sehen auf die kleine Welt.
Mit ihren Freuden und Problemen
unter'm großen Sternenzelt.
Ach, wie klein sind dann die Sorgen,
hör ich die Melodie der Nacht.
Schöpfe neue Kraft für morgen,
wenn ein neuer Tag erwacht.
© Karin Thießen
(*1958), Autorin
Die Sterne
sagen uns
die eine Wahrheit,
daß Erde und Sonne
sind wie sie –
unterwegs.
Unterwegs? Woher? Wohin?
© Carl Peter Fröhling (*1933), Dr. phil., deutscher Germanist, Philosoph und Aphoristiker
Astrologisches
Der Steinbock nie 'ne Klage wagt,
hingegen oft die Waage klagt.
Wenn Angelsport der Löwe macht,
oft schadenfroh die Möwe lacht.
Und lauthals flucht der Schütze meist,
wenn sie ihm auf die Mütze scheißt...
Quelle: Nebelspalter, Schweizer Satire-Magazin, seit 1875. 10/2002
Das Sein
Neue Sterne geboren im Wandel der Zeit,
dem Kosmos entrissen, Geröll, Staub und Gestein
aus toter Materie zum Licht zur Ewigkeit
erstrahlt im Glanze das immer währende Sein.
Atome verdichten im Zug der Gravitation
die Spaltung der Kerne, Reaktion der Fusion,
unsterbliches Feuer entfacht den Strahlenglanz
interpolierend entstanden aus Reaktanz.
© Gerd Groß (*1956), Dichter und Lyriker
An einem Tag an dem es regnete
Tiefe Gefühle erlebt und doch so leer,
entschwundene Träume im offenen Meer
innige Wünsche in unerfüllter Liebe,
Wärme der Kälte gewichen, dem Triebe.
Gedanken verloren in ihrem Saum,
im Geiste tot das Licht der Laterne,
ein Nichts sucht sich Raum in weiter Ferne,
die Seele verfall‘n dem Trübsal im Traum.
Unmut kehrt das Innere zum Äußeren,
verloren in der Traurigkeit der Sinne
will Einsamkeit Verbindendes belehren,
das Zeit von Stund‘ an neu beginne.
.... an einem Tag an dem es regnete.
© Gerd Groß (*1956), Dichter und Lyriker
Funkel, funkel, kleiner Stern,
ach wie bist du mir so fern,
wunderschön und unbekannt,
wie ein strahlend Diamant,
funkel, funkel, kleiner Stern,
ach wie bist du mir so fern.
Funkel, funkel, kleiner Stern,
ach was haben wir dich gern,
strahlend schön am Himmelszelt,
erleuchtest hell die ganze Welt,
funkel, funkel, kleiner Stern
ach was haben wir dich gern.
Deutsche Adaption des englischen Wiegenliedes "Twinkle, Twinkle, Little Star", ursprünglich ein Gedicht ("Star") von Jane Taylor, erschienen 1806 in "Rhymes for the Nursery" von Jane und Ann Taylor