259 Zitate und 87 Gedichte über Traurigkeit, Trauer.
Abends
Abends, wenn die Glocken gehen,
Wird um's Herz mir doppelt schwer;
Nach der Teuren will ich sehen,
Aber ihr Gemach ist leer.
War mir's doch, ich hörte Rauschen
Nebenan erst noch ihr Kleid,
Gleich als käme sie zu lauschen
Meinem Seufzer, meinem Leid.
Doch sie kommt nicht, mir zu reichen
Treubesorgt die liebe Hand,
Sanft die Thränen mir zu streichen
Von der Wimper heißem Rand.
Und ich starr' aus ödem Zimmer
Schmerzvoll nach des Westens Rot.
Meine Trösterin kommt nimmer,
Nun erst glaub' ich, daß sie tot.
Karl Gottfried von Leitner (1800 - 1890), Karl Gottfried Ritter von Leitner, österreichischer Schriftsteller
Mit der Trauer leben heißt anders leben.
© Klaus Ender (1939 - 2021), deutsch-österreichischer Fachbuchautor, Poet, bildender Künstler der Fotografie
Blutende Herzen liegen häufig auf der Zunge.
© Martin Gerhard Reisenberg (*1949), Diplom-Bibliothekar und Autor
Wer mit Traurigkeit, Verzweiflung oder anderem Herzeleid geplagt wird und einen Wurm im Gewissen hat, derselbe halte sich ernstlich an den Trost des göttlichen Wortes, danach so esse und trinke er und trachte nach Gesellschaft und Gespräch gottseliger und christlicher Leute, so wird's besser mit ihm werden.
Martin Luther (1483 - 1546), deutscher Theologe und Reformator
Quelle: Luther, Tischreden oder Colloquia, 1566
Allein, wenn sie [die Trauer] sich einmal mit der Zeit festgesetzt hat, und gleichsam bei uns einheimisch geworden ist, so läßt sie sich mit allem guten Willen nicht so leicht wieder fortschaffen. Daher ist es am besten, sie gleich an der Tür abzuweisen und sie auf keine Weise einnisten zu lassen, weder durch schwarze Kleider, noch durch Abschneiden der Haare und andere dergleichen Dinge, welche alle Tage wiederkommen und uns eine falsche Scham einflößen, ja endlich die Seele so darniederschlagen, zusammenpressen, sie so untröstlich, furchtsam und menschenscheu machen, daß man sich nicht getraut zu lachen, das Tageslicht zu genießen oder an fröhlichen Mahlen teilzunehmen.
Plutarch von Chäronea (45 - 120), griechischer Philosoph, Historiker und Konsul von Griechenland
Quelle: Plutarch, Moralia (Moralische Schriften und Abhandlungen). Trostschreiben an seine Gattin. Übersetzt von Joh. Friedr. Sal. Kaltwasser
Nicht das Freuen, nicht das Leiden,
stellt den Wert des Lebens dar,
immer nur wird das entscheiden,
was der Mensch dem Menschen war.
(wird oft fälschlich Ludwig Uhland oder Goethe zugeschrieben)
O Gott, sie haben
Mein Weib und all mein Glück begraben.
Emanuel Geibel (1815 - 1884), deutscher Lyriker und Dramatiker
Quelle: Geibel, E., Gedichte