58 Zitate und 7 Gedichte über Verführung.
Ich habe stets nur unbewußt verführt,
weil ich immer selbst der Verführte war.
Giacomo Girolamo Casanova (1725 - 1798), Chevalier de Seingalt, wie er sich selber adelte, italienischer Abenteurer und Schriftsteller
Köder: Lockmittel, das den Haken schmackhafter macht; am wirksamsten ist Schönheit.
Ambrose Gwinnett Bierce (1842 - 1914), genannt Bitter Pierce, US-amerikanischer Journalist und Satiriker
Quelle: Bierce, Des Teufels Wörterbuch (The Cynic's Word Book), 1906 (1909 als »Devil’s Dictionary« in ›Collected Works‹, Vol. 7)
Die Jungfrau Lore Ley
Die Jungfrau Ley macht' einst Furore,
sie war recht hübsch und sie hieß Lore
und saß schon jahrelang allein
auf einem Stein, hoch über'm Rhein.
Sie winkte allen Fahrensleuten,
die sich natürlich drüber freuten,
sie kämmte sich, das war so Brauch
und sang dazu, das Schiff sank auch.
So brachte sie durch Händewinken
schon manchmal manches Schiff zum Sinken,
das tauchte dann auch im Verlauf
der ganzen Zeit nie wieder auf.
Und die Moral von dem Gedicht:
Wenn jemand winkt, dann trau ihm nicht,
so mancher ist, nach süßem Hoffen,
bevor er's merkt, schon abgesoffen.
© Edmund Ruhenstroth (*1936), Holzbildhauer, Industriekaufmann und Schriftsteller
Wer ist so fest, den nichts verführen kann?
William Shakespeare (1564 - 1616), englischer Dichter, Dramatiker, Schauspieler und Theaterleiter
Quelle: Shakespeare, Julius Cäsar, 1599, Erstdruck 1623
Wer mir mein Mädchen zu verführen gedenkt, den mag in einsamem Gebirg die Liebe brennen…
Quelle: Mau, Pompeji in Leben und Kunst, 1900
Es gibt keine neuen Sünden –
nur alte Verführer.
© Kuno Klaboschke (1938 - 2022), eigentlich Klaus Klages, deutscher Gebrauchsphilosoph und Abreißkalenderverleger
Ein Mädchen verführen ist keine Kunst, aber man findet so leicht keine, die es wert ist, daß man sie verführe.
Søren Kierkegaard (1813 - 1855), Søren Aabye Kierkegaard, dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller
Quelle: Kierkegaard, Entweder – Oder. Ein Lebensfragment (Enten – Eller. Et Livs-Fragment), Erstdruck unter dem Pseudonym Victor Eremita 1843. Erster Teil. Das Tagebuch des Verführers. Übersetzt von Alexander Michelsen und Otto Gleiß, 1885
Frühling
Hier setze dich, verschämtes Kind!
Hier ist gut sein, hier laß uns bleiben,
Wo Wind und Lind gesprächig sind,
Und Feld und Wald den Gram vertreiben;
In dieser grünen Einsamkeit,
Wo Bach und Stein und Blätter rauschen
Soll weder List, Gefahr noch Neid
Den süßen Frühlingsscherz belauschen.
Die Schätze deiner keuschen Zucht
Und der noch unberührten Brüste
Sind wahrlich eine seltne Frucht,
Nach der ich innerlich gelüste;
Erschrick nicht vor der schnellen Hand
Und laß sie um den Busen spielen,
Ich führe dich in einen Stand,
Des Lebens Kern und Mark zu fühlen.
Beschau die Werke der Natur,
Betrachte Bäume, Feld und Tiere,
Und lerne, wie der Liebe Spur,
Dich überall zum Scherzen führe!
Wodurch sind ich und du denn da?
Zu was bist du nebst mir geboren?
Der, so die Welt im Wesen sah,
Hat uns zum Lieben auserkoren!
Johann Christian Günther (1695 - 1723), schlesischer Lyriker und Dichter bekenntnishafter Gedichte
(Der andere Rattenfänger)
Ein Rattenfänger aus Köthen
war plötzlich in großen Nöten.
Die Kinder, ich glaub,
sie stellten sich taub.
Er fand kein Gehör und ging flöten.
© Ulrich Erckenbrecht (*1947), deutscher Schriftsteller und Aphoristiker (Pseudonym: Hans Ritz)
Quelle: Erckenbrecht, Elefant Kette Fuß bunne. Ausgewählte Gedichtsel, Muriverlag 2003
Reklame siegt auch dann,
Wenn man den Braten roch –
Man meint, man glaubt sie nicht,
Und glaubt sie heimlich doch.
Otto Erich Hartleben (1864 - 1905), deutscher gesellschaftskritischer Schriftsteller und Dramatiker