189 Zitate und 13 Gedichte über Verlust.
Man muß nie verzweifeln, wenn einem etwas verloren geht, ein Mensch oder eine Freude oder ein Glück; es kommt alles noch herrlicher wieder. Was abfallen muß, fällt ab; was zu uns gehört, bleibt bei uns, denn es geht alles nach Gesetzen vor sich, die größer als unsere Einsicht sind und mit denen wir nur scheinbar im Widerspruch stehen. Man muß in sich selber leben und an das ganze Leben denken, an alle seine Millionen Möglichkeiten, Weiten und Zukünfte, dem gegenüber es nichts Vergangenes und Verlorenes gibt.
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), eigentlich René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke, österreichischer Erzähler und Lyriker; gilt als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne
Quelle: Rilke, R. M., Briefe. An Friedrich Westhoff, 29. April 1904
Nie ist ein Gegenstand so leibhaftig da, wie der, der nicht mehr da ist.
Kurt Tucholsky (1890 - 1935 (Freitod)), Pseudonyme: Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel; dt. Schriftsteller, Journalist, Literatur- und Theaterkritiker der Zeitschrift "Die Schaubühne" (später umbenannt in "Die Weltbühne"), zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik
Quelle: Tucholsky, Werke 1907-1935. Verloren, in: Vossische Zeitung, 23.05.1926 (Peter Panter)
Wie ohnmächtig stehen wir da vor dem Weltgang, indem es keine rückwärtsleitende Macht über geschehene Dinge gibt, welche wieder herstellen könnte, was wir verloren haben.
August Pauly (1850 - 1914), deutscher Naturwissenschaftler, Philosoph und Aphoristiker
Quelle: Pauly, Aphorismen, 1905
Das ist des Menschen wunderbar Geschick,
Daß bei dem größten Übel noch die Furcht
Vor fernerem Verlust ihm übrig bleibt.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung
Quelle: Goethe, Die natürliche Tochter, 1803. 5. Akt, 5. Szene, Eugenie zur Hofmeisterin
Es gibt Verluste, welche der Seele eine Erhabenheit mitteilen, bei der sie sich des Jammerns enthält und sich wie unter hohen schwarzen Zypressen schweigend ergeht.
Friedrich Nietzsche (1844 - 1900), Friedrich Wilhelm Nietzsche, deutscher Philosoph, Essayist, Lyriker und Schriftsteller
Quelle: Nietzsche, Morgenröte. Gedanken über die moralischen Vorurteile, 1881
Solange der Mensch über Verlorenes nachdenken kann, hat er das wichtigste noch behalten: das Leben.
© Thomas Häntsch (*1958), Fotograf
Mancher Verlust wird nicht eher verschmerzt, bis er nicht größer geworden.
Otto Weiß (1849 - 1915), Wiener Musiker und Feuilletonist
Quelle: Weiß, So seid Ihr! Zweite Folge, 1909