98 Zitate und 9 Gedichte über Warten.
Im Idealfall gesellt sich zur klugen Ungeduld die
an Erfahrungen reiche Kunst des Wartenkönnens.
© Peter Rudl (*1966), deutscher Aphoristiker
Ich kann warten.
Martin Kirschner (1842 - 1912), deutscher Politiker, von 1899 bis 1912 Oberbürgermeister von Berlin
Geflügeltes Wort des zum Oberbürgermeister von Berlin Designierten, aber lange nicht Bestätigten
Dies also ist der Wucher der Zeit; seine Opfer werden alle, die nicht warten können.
Arthur Schopenhauer (1788 - 1860), deutscher Philosoph
Quelle: Schopenhauer, Parerga und Paralipomena, 2 Bde., 1851. Erster Band. Aphorismen zur Lebensweisheit. Kapitel 5: Paränesen und Maximen
Warten zu müssen ist eine freundliche Einladung zu einer kleinen Meditation.
© Andreas König (*1970), Elektrotechniker, Autor und Coach
Das Schlimmste in der Vorhölle sind, wie beinahe überall, die unerträglichen Wartezeiten.
© Martin Gerhard Reisenberg (1949 - 2023), Diplom-Bibliothekar und Autor
Überhaupt soll man alles erst reif werden lassen, ehe man damit etwas vornimmt.
François Rabelais (1494 - 1553), französischer Satiriker und Humanist, Arzt, Benediktiner, Franziskaner und Weltgeistlicher
Quelle: Knortz (Hg.), Das Buch des Lebens. Sprüche der Weisheit für Freie und Unfreie, 1908
Nichts ist so eilig, dass man das Abwarten übereilen sollte.
© Klaus Klages (1938 - 2022), deutscher Gebrauchsphilosoph und Abreißkalenderverleger
Quelle: Klages, Das Schlimmste für den Humor ist der Ernstfall. Sprüche und Aproporismen, Up-to-Date-Kalender AG 2003
Schön hat Gott die Welt gemacht. Der Mensch soll sie gut machen.
Robert Hamerling (1830 - 1889), eigentlich Rupert Hammerling, österreichischer Roman- und Bühnenautor
Die subtilste Form der Folter: Einen Ungeduldigen warten lassen.
© Erhard Schümmelfeder (*1954), deutscher Erzieher und Schriftsteller
Quelle: Schümmelfeder, Denkzettel eines Zweiflers. Unzensierte Gedanken, 2013 (EA: 1991)
Wartelohn
Morgenjunge Herrlichkeit,
Hell die Welt und frisch der Wind,
Wartend klopft mein Herz geschwind –:
Eine Minute schon über die Zeit!
Ach, wie oft schon sagt ich's, Kind:
Pünktlichkeit!
Und ich spähe augenweit,
Und ich schaue fast mich blind,
Ist das Mädel nicht gescheit?
Zehn Minuten schon über die Zeit!
Soll ich ein Ewigkeit
Warten und sehnen!? – Langsam rinnt
Der Minuten Folge, breit
Wie ein Teerstrom. – Zeit, o Zeit!
Deine Minuten wie Stunden sind! ...
Sieh, da flattert ihr blaues Kleid,
Flattert im Wind!
Alles Warten ist verschwunden,
Hat sich Mund auf Mund gefunden,
Blick in Blick sich eingesenkt.
Dehnten jetzt sich die Sekunden
Aus zu langen Dämmerstunden,
Wärs kein Umstand, der uns kränkt,
Da der Wind mit leisem Neigen
Ein Panier aus Frühlingszweigen
Über unsern Küssen schwenkt
Otto Julius Bierbaum (1865 - 1910), auch Martin Möbius, deutscher Lyriker, Romanautor und Herausgeber der Zeitschrift »Pan«