135 Zitate und 185 Gedichte über Weihnachten.
O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Johannes Daniel Falk (1768 - 1826), deutscher Schriftsteller und Pädagoge, häufiger Gast Goethes, gründete eine Erziehungsanstalt für gefährdete Kinder, von ihm stammt die 1. Strophe des Weihnachtsliedes 'O du fröhliche'
Quelle: Falk, Lieder. Aus: Allerdreifeiertagslied (Urfassung von 'O du fröhliche'), 1816
Morgen, Kinder, wirds was geben!
Morgen werden wir uns freun!
Quelle: Splittegarb, Lieder zur Bildung des Herzens, 1795. Aus: Die Weihnachtsfreude
Die Kirche Roms hat durch die Einführung des Weihnachtsfestes das Christentum gerettet.
Paul de Lagarde (1827 - 1891), eigentlich Paul Anton Bötticher, deutscher Orientalist und Kulturphilosoph
In der Weihnachtszeit macht man aus Glühwein Kohle.
© Klaus Ender (1939 - 2021), deutsch-österreichischer Fachbuchautor, Poet, bildender Künstler der Fotografie
Der Seelchenbaum
Weit draußen, einsam im öden Raum
steht ein uralter Weidenbaum
noch aus den Heidenzeiten wohl,
verknorrt und verrunzelt, gespalten und hohl.
Keiner schneidet ihn, keiner wagt
vorüberzugehn, wenn's nicht mehr tagt,
kein Vogel singt ihm im dürren Geäst,
raschelnd nur spukt drin der Ost und West;
doch wenn am Abend die Schatten düstern,
hörst du's wie Sumsen darin und Flüstern.
Und nahst du der Weide um Mitternacht,
siehst sie von grauen Kindlein bewacht:
Auf allen Ästen hocken sie dicht,
lispeln und wispeln und rühren sich nicht.
Das sind die Seelchen, die weit und breit
sterben gemußt, eh' die Tauf' sie geweiht:
Im Särglein liegt die kleine Leich',
nicht darf das Seelchen ins Himmelreich.
Und immer neue, - siehst es du? -
in leisem Fluge huschen dazu.
Da sitzen sie nun das ganze Jahr
wie eine verschlafene Käuzchenschar.
Doch Weihnachts, wenn der Schnee rings liegt
und über die Länder das Christkind fliegt,
dann regt sich's, pludert sich's, plaudert, lacht,
ei, sind unsre Käuzlein da aufgewacht!
Sie lugen aus, wer sieht was, wer?
Ja freilich kommt das Christkind her!
Mit seinem helllichten Himmelsschein
fliegt's mitten zwischen sie hinein:
"Ihr kleines Volk, nun bin ich da -
glaubt ihr an mich?" Sie rufen: "Ja!"
Da nickt's mit seinem lieben Gesicht
und herzt die Armen und ziert sich nicht.
Dann klatscht's in die Hände, schlingt den Arm
ums nächste - aufwärts schwirrt der Schwarm
ihm nach und hoch ob Wald und Wies'
ganz graden Weges ins Paradies.
Ferdinand Avenarius (1856 - 1923), Ferdinand Ernst Albert Avenarius, deutscher freier Schriftsteller und Herausgeber der Zeitschrift »Der Kunstwart« und »Dürerbund«, Stiefneffe Richard Wagners
Kommerzengelwelt
wartet längst in Regalen
klingelt Kasse bald.
© Ruth W. Lingenfelser (*1952), Sekretärin, Dichterin, Aphoristikerin und Buchautorin
Fragen an den Weihnachtsmann
Hallo, lieber Weihnachtsmann!
Stimmt es, daß Du im Himmel wohnst?
Neben Gott auf einem Sofa thronst?
Hast Du das Christkind schon gesehen?
Muß es wie ich zur Schule gehen?
Auch all die Engel, die immer singen im Chor?
Dringt dann wirklich liebliche Musik in Dein Ohr?
Oder magst Du wie ich, lieber poppige, rockige, fetzige Lieder?
Als das ewige "Alle Jahre wieder".
Ach sag doch, lieber Weihnachtsmann,
auf welchem Stern dort oben steht Dein Haus?
Wann schaust Du zum Fenster raus?
Sag, lieber guter Weihnachtsmann,
wann zündest Du die Kerzen an?
Weißt Du wie die Wolken schmecken?
Wie Mausespeck? Wie Zuckerwatte?
Wie Eis, das Kinder gerne schlecken?
Und hast Du auch eine Frau bei Dir?
Die Dich am Abend zärtlich küßt,
weil sie Dich am Tag vermißt?
Und kitzelt Dein Bart bei jedem Kuß?
Ist Zähne putzen für Dich ein "Muß"?
Sag, lieber Weihnachtmann, hast du auch Kinder?
Die wie ich beim Spielen lachen?
Und tausend dumme Dinge machen?
Kennst Du den Petrus, der macht doch das Wetter?
Den Blitz und den Donner. Ist er ein böser? Oder ganz ein Netter?
Wie ist es, wenn Du durch den Regen flitzt?
Von oben bis unten angespritzt!
Wenn Du durch die Matsche saust?
Und dich dabei total versaust!
Mir kannst Du es sagen, mir allein,
das soll dann unser Geheimnis sein!
© Petra Ewering (*1962), Lyrikerin
Weihnachten für Weihnachten singen wir von Frieden und Freude auf Erden. Um dann die restliche Zeit des Jahres zu verstummen?
© Helga Schäferling (*1957), deutsche Sozialpädagogin
meine Krippe
und ich werde
geboren
ohne Kleider
ein Menschlein
klein
hilflos
wenn ich es recht
bedenke
und auch mir
strahlt ein Stern
und heißt mich
willkommen
© Anke Maggauer-Kirsche (*1948), deutsche Lyrikerin, Aphoristikerin und ehemalige Betagtenbetreuerin in der Schweiz