76 Zitate und 2 Gedichte über Weltanschauung.
Jede neue Weltanschauung beginnt damit, eine alte als falsch und überlebt abzulehnen.
Wilhelm Schlichting (19./20. Jhdt., publizierte um 1930), Schriftsteller und Verleger (Verlag Wilhelm Schlichting in Stuttgart-Gablenberg)
Quelle: Schlichting (Hg.), Weiser Humor – Lachende Philosophie. 1000 der besten boshaften Sinnsprüche, gesammelt von Wilhelm Schlichting, Verlag Wilhelm Schlichting, Stuttgart-Gablenberg 1931
Schwarz ist das, was wir hinter jedem Weiß vermuten; Weiß hingegen ist das, was uns hinter manchem Schwarz verblüfft.
© Brigitte Fuchs (*1951), Schweizer Autorin, Lyrikerin, Sprachspielerin
Jede Art von ästhetischer Weltanschauung ist mit Egoismus nahe verwandt, wenn er nicht geradezu als eine ihrer Quellen gelten darf; und auf die Wirklichkeit angewandt, kann eine rein ästhetische Betrachtung leicht wie Schurkerei erscheinen. Wenn wir uns beispielsweise sorgfältig in acht nehmen, dem bunten Schmetterling etwas zuleide zu tun und im nächsten Augenblick den uns widerlichen Wurm achtlos oder gar absichtlich mit unserem Fuß zertreten; – was haben wir denn anderes getan, als den Wurm mit dem Tod zu bestrafen, weil er vor unserem Schönheitssinn nicht so gut bestand wie der Falter, der unser Aug’ entzückt hat?
Arthur Schnitzler (1862 - 1931), österreichischer Dramatiker und Erzähler
Quelle: Schnitzler, Aphorismen und Betrachtungen
Erst aus großer Weltanschauung fließt große Kunstanschauung.
Friedrich Lienhard (1865 - 1929), deutscher Schriftsteller, von 1920-1928 Herausgeber der Zeitschrift »Der Türmer«; Vorkämpfer der Heimatkunst; schrieb Dramen, Essays, Gedichte, Aphorismen und Romane
Quelle: Bülow (Hg.), Friedrich Lienhard. Der Mensch und das Werk. Mit vielen ungedruckten und seltenen Proben seiner Dichtung, 1923
Wie wir die Welt sehen, hängt von unserem Alter, unserer Bildung, unserem Geschlecht, unserer Religion, unserem Beruf, unserem Geldbeutel und vor allem davon ab, was wir gestern abend im Fernsehen gesehen haben.
© Wolfgang J. Reus (1959 - 2006), deutscher Journalist, Satiriker, Aphoristiker und Lyriker
Quelle: Reus, Schlechter wird es von allein...
Die Welt ist Resultat eines unendlichen Einverständnisses, und unsre eigne innere Pluralität ist der Grund der Weltanschauung.
Novalis (1772 - 1801), eigentlich Georg Philipp Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg, deutscher Lyriker
Quelle: Novalis, Fragmente. Erste, vollständig geordnete Ausgabe hg. von Ernst Kamnitzer, Dresden 1929. Bruchstücke philosophischer Enzyklopädistik
Seine Weltanschauung beschränkte sich auf die Geldanschauung.
© Erhard Schümmelfeder (*1954), deutscher Erzieher und Schriftsteller
Quelle: Schümmelfeder, Denkzettel eines Zweiflers. Unzensierte Gedanken, 2013 (EA: 1991)
Eine rechnerische, eine grüblerische Weltanschauung und Geistestätigkeit nimmt die Ruhe und den Schlaf.
Julius Langbehn (1851 - 1907), genannt der Rembrandtdeutsche, deutscher Schriftsteller und Kulturkritiker
Quelle: Langbehn, Der Geist des Ganzen, posthum hg. von B. M. Nissen 1930