65 Zitate und 4 Gedichte über Weltverbesserer.
Weltverbesserungsideen, die sich im Nachhinein nicht als Geldverbesserungsideen ihrer Betreiber enthüllen, sind nicht revolutionär.
© Sigmar Schollak (1930 - 2012), deutscher Aphoristiker, Jugendbuchautor und Satiriker
Quelle: Schollak, Unveröffentlichtes Manuskript
Weltverbesserer wie ich träumen von einer besseren, menschlicheren Zukunft. Aber die realistischeren Science-fiction-Autoren haben diese schon mit Morden durch andere Maschinen verplant.
© Erhard Blanck (*1942), deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler
Jeder wünscht zum neuen Jahr!
Aber würde alles wahr,
Dann wär' es um die Welt,
Glaubt es, jämmerlich bestellt!
Wolltet ihr die Welt verbessern,
(Bloße Wünsche tun es nie,
Spiele sind's der Phantasie!)
Wolltet ihr die Welt verbessern,
Fange jeder an bei sich,
Denn der Mittelpunkt der größern
Welt ist jeglichem sein Ich.
Heinrich Daniel Zschokke (1771 - 1848), Schweizer Erzähler und Herausgeber der Wochenschrift »Der Schweizerbote«
An die Weltverbesserer
Pochest du an - poch nicht zu laut,
Eh' du geprüft des Nachhalls Dauer!
Drückst du die Hand - drück nicht zu traut!
Eh du gefragt des Herzens Schauer!
Wirfst du den Stein - bedenke wohl,
Wie weit ihn deine Hand wird treiben!
Oft schreckt ein Echo, dumpf und hohl,
Reicht goldne Hand dir den Obol,
Oft trifft ein Wurf des Nachbars Scheiben.
Höhlen gibt es am Meeresstrand,
Gewalt'ge Stalaktitendome,
Wo bläulich zuckt der Fackeln Brand,
Und Kähne gleiten wie Phantome.
Das Ruder schläft, der Schiffer legt
Die Hand dir angstvoll auf die Lippe,
Ein Räuspern nur, ein Fuß geregt,
Und donnernd überm Haupte schlägt
Zusammen dir die Riesenklippe.
Und Hände gibt's im Orient,
Wie Schwäne weiß, mit blauen Malen,
In denen zwiefach Feuer brennt,
Als gelt' es Liebesglut zu zahlen;
Ein leichter Tau hat sie genäßt,
Ein leises Zittern sie umflogen,
Sie fassen krampfhaft, drücken fest -
Hinweg, hinweg! du hast die Pest
In deine Poren eingesogen!
Auch hat ein Dämon einst gesandt
Den gift'gen Pfeil zum Himmelsbogen;
Dort rührt ihn eines Gottes Hand,
Nun starrt er in den Ätherwogen.
Und läßt der Zauber nach, dann wird
Er niederprallen mit Geschmetter,
Daß das Gebirg' in Scherben klirrt,
Und durch der Erde Adern irrt
Fortan das Gift der Höllengötter.
Drum poche sacht - du weißt es nicht,
Was dir mag überm Haupte schwanken.
Drum drücke sacht - der Augen Licht
Wohl siehst du, doch nicht der Gedanken.
Wirf nicht den Stein zu jener Höh'
Wo dir gestaltlos Form und Wege,
Und schnelltest du ihn einmal je,
So fall' auf deine Knie und fleh',
Daß ihn ein Gott berühren möge!
Annette von Droste-Hülshoff (1797 - 1848), eigentlich Anna Elisabeth Freiin von Droste zu Hülshoff, deutsche Dichterin
Ihr wollt durch eine Änderung Gerechtigkeit in die Welt bringen, aber die Welt ändert sich nicht, weil ihr selbst euch nicht ändert. Und so lange ihr euch nicht selbst ändert, wird auch die Welt sich nicht ändern. Die Welt kann anders werden, wenn ihr anders werdet.
Alphonse Gratry (1805 - 1872), Auguste Joseph Alphonse Gratry, französischer katholischer Religionslehrer, Priester, Infallibilitätsgegner und Pazifist
Nicht jedermann kommt es zu, die Menschen, namentlich die Große Menge bessern zu wollen.
Giordano Bruno (1548 - 1600), eigentlich Filippo Bruno, italienischer Naturphilosoph
Quelle: Bruno, Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einen (De la causa, principio e uno), 1584
Der Weltverbesserer will erst die Welt
und dann sich selbst verbessern.
© Andreas Tenzer (*1954), deutscher Philosoph und Pädagoge
Wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selbst bewegen.
Sokrates (470 - 399 v. Chr.), griechischer Philosoph
Immer wieder gibt es Idealisten, die mit Gewalt die Welt verbessern wollen.
© Wolfgang Mocker (1954 - 2009), deutscher Journalist und Autor