37 Zitate und 5 Gedichte über Zahn, Zähne.
Zahn um Zahn
Du kommst zur Welt mit leerem Mund,
dann wächst dir ein Gebiss,
schon bald geht dieses vor den Hund,
doch zweites ist gewiss.
Du nagst dich durch so manchen Dreck,
kaust auch an harten Brocken,
da fällt Gebeiße wieder weg,
du schluckst und bist erschrocken.
Den kahlen Mund ziert bald darauf,
was nachts im Glase schwimmt,
und zähneknirschend fällt dir auf,
bist zahnlos, doch nicht Kind.
Moral:
Ein steiler Zahn warst du dereinst
Mit strahlend weißer Fülle,
egal, wie du auch bleckst und weinst,
am End‘ bleibt nur noch Hülle.
© Ruth W. Lingenfelser (*1952), Sekretärin, Dichterin, Aphoristikerin und Buchautorin
Schön, dass der Hundzahn nicht hohl wird; aber leider wird's der Weisheitszahn.
Jean Paul (1763 - 1825), eigentlich Johann Paul Friedrich Richter, deutscher Dichter, Publizist und Pädagoge
Unter Zahnärzten traditionell populärstes Sprichwort:
Morgenstund hat Gold im Mund!
© KarlHeinz Karius (*1935), Urheber, Mensch und Werbeberater
Quelle: Karius, WortHupferl-Edition, WortHupferl-Verlag
Das (Über-)Leben der Zähne ist kein Zuckerschlecken.
© Andreas Dunker (*1967), Journalist
Quelle: Frigge/Dinstak (Hg.), Zahnsch(m)erz. Satirische Zeichnungen und Zitate mit (Ge)Biss, Wickede 2006
Eine Zahnlücke ist das Ventil für Mundgeruch.
© Andreas Dunker (*1967), Journalist
Quelle: Frigge/Dinstak (Hg.), Zahnsch(m)erz. Satirische Zeichnungen und Zitate mit (Ge)Biss, Wickede 2006
An Flacilla
Flacilla ließ sich jüngst den letzten Zahn ausreißen,
Und gleichwohl kann sie noch so unaussprechlich beißen.
Andreas Gryphius (1616 - 1664), eigentlich Andreas Greif, Syndikus der Glogauer Stände, deutscher Dramatiker und Lyriker
Quelle: Gryphius, A., Gedichte. Epigramme
Dentalbefund
Löwenzahn an sich ist herrlich
und als solcher ungefährlich,
anders als des Löwen Zahn,
wenn er noch am Löwen dran.
© Klaus Klages (1938 - 2022), deutscher Gebrauchsphilosoph und Abreißkalenderverleger
Quelle: Klages, Auf den Reim gegangen. Satirische Verssuche, Klages Kalender AG 2008
Gründliche Heilung
Es saß der fromme Meister
Mit Weib und Kind bei Tisch.
Ach, seine Lebensgeister
Sind nicht wie sonst so frisch.
Er sitzt mit krummem Nacken
Vor seinem Leibgericht,
Er hält sich beide Backen,
Worin es heftig sticht.
Das brennt wie heiße Kohlen.
Au, schreit er, au, verdammt!
Der Teufel soll sie holen,
Die Zähne allesamt!
Doch gleich, wie es in Nöten
Wohl öfter schon geschah,
Begann er laut zu beten:
Hilf, Apollonia!
Kaum, daß aus voller Seele
Er diesen Spruch getan,
Fällt aus des Mundes Höhle
Ihm plötzlich jeder Zahn.
Und schmerzlos, Dank dem Himmel,
Schmaust er, wie 's sonst der Brauch,
Nur war es mehr Gemümmel,
Und lispeln tät er auch.
Pohsit! Wie klingt so niedlich
Des Meisters Säuselton.
Er trank, entschlummert friedlich,
Und horch, da schnarcht er schon.
Wilhelm Busch (1832 - 1908), deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller
Quelle: Busch, W., Gedichte. Schein und Sein, 1909