28 Zitate und 2 Gedichte über Zuschauer.
Man kann sich einen Theatersaal "volllachen" oder "leerdramatisieren". Der Zuschauer entscheidet was zutrifft.
© Gunnar Madeheim (*1969), Freund philosophischer Gedanken / splitter; Werkzeugmacher, Bankkaufmann, Geschäftsführung Theater Seitensprung e.V.
Voyeuristen sind es wert, überall gevoyeurt zu werden.
© Martin Gerhard Reisenberg (*1949), Diplom-Bibliothekar und Autor
Des Feldpredigers Kriegstaten
Ich bin bei englischem Rindfleisch erzogen
Und habe bei englischem Biere studiert.
Der Herr General war mir gewogen;
Drum ward ich zum Feldprediger avanciert.
Denn der Mensch muß etwas versuchen und wagen;
Drum sitz' ich hier auf dem Bagagewagen.
Bin in Portugal nun Soldatenpastor
Und predige über Ach und Weh
Und warne vor Trunkenheit und Laster,
Die reuige, aber besoffene Armee,
Pfleg' aufs beste die Kehl' und den Magen
Und sitze hier auf dem Bagagewagen.
Gestern war eine große Bataille;
Es kam zu einer blutigen Schlacht.
Wir fochten alle en canaille;
Ich hätt' es kaum als möglich gedacht.
Der Franzose ward aufs Haupt geschlagen,
Und ich saß auf dem Bagagewagen.
Es ward schrecklich viel Blut vergossen
Ich kam in den größten Embarras.
Die Feinde hatten einen Bock geschossen
Und wir, wir schossen Viktoria.
Der gehört zu meinen glorreichsten Tagen;
Und ich saß auf dem Bagagewagen.
Ich sehe schon die Haufen Gedichte,
Die man uns Helden wird billig weihn.
Wir glänzen ewig in der Geschichte
Und ziehn in die Unsterblichkeit ein,
Und von mir auch wird man singen und sagen:
"Ja, der saß auf dem Bagagewagen!"
Theodor Körner (1791 - 1813), Carl Theodor Körner, deutscher Freiheitsdichter, Burgtheaterdichter in Wien und Verfasser patriotischer Lieder
Quelle: Körner, Th., Gedichte
Was würde der Herr Christus machen, wenn er heute unter uns weilte? Da könnte er doch nicht von den Pharisäern reden? Wen würde er da meinen? Wen?
Nun, er spräche von den Kriegskorrespondenten?
Von Kriegskorrespondenten?!
Ja. Die davon sprechen, wie andere kämpfen!
Hermann Oeser (1849 - 1912), deutscher Pädagoge
Beim Kartenspiel wie im Leben sind mir die Menschen zuwider, die gern daneben sitzen und anderen spielen zusehen. Sie haben leicht klug zu sein und zu erklären, wie man mit diesem oder jenem Trumpf hätte verfahren sollen, denn sie haben keinen Einsatz dabei gehabt.
Berthold Auerbach (1812 - 1882), eigentlich Moses Baruch Auerbacher, deutscher liberaler Kulturpolitiker und Schriftsteller
Quelle: Auerbach, Tausend Gedanken des Collaborators. Aphorismen, 1875
Süß ist's bei stürmischer See und wellaufwirbelnden Winden vom sicheren Lande zu sehen der anderen große Gefahr.
Lukrez (etwa 97 v. Chr. - 55 v. Chr. (Freitod)), eigentlich Titus Lucretius Carus, lateinischer Dichter, sein Epos »Über die Natur« (»De rerum natura«), trat für das Erkennen naturgesetzlicher Zusammenhänge ein, Lukrez wirkte stark auf die Renaissance und besonders auf die französischen Materialisten des 17. Jahrhunderts
Quelle: Lukrez, Über die Natur der Dinge (De rerum natura)
Voyeurismus
Voyeurs, elende, die wir an Sterbebetten, aufgewühlt oder kühl, die schrecklichste Vergewaltigung eines Nächsten beäugen, ohne uns der Dreistigkeit zu schämen, weiterzuleben, während er stirbt.
© Kurt Marti (1921 - 2017), Schweizer Pfarrer, Schriftsteller und Lyriker
Es gibt mehr Zuschauer als Leser von illustrierten Büchern.
© Fritz-J. Schaarschuh (*1935), deutscher Philologe und Aphoristiker
Wegschauen ist die mieseste Art des Zuschauens.
© Fritz P. Rinnhofer (1939 - 2020), Marketing- und Verkaufsmanager und Publizist
Quelle: Rinnhofer (Hg.), Weiß-Grüner Zitatenschatz. Von Peter Rosegger bis Fritz P. Rinnhofer, Graz 2002