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Frankfurt-Gedicht von Friedrich Stoltze
Es is kaa Stadt uff der weite Welt,
die so merr wie mei Frankfort gefällt,
un es will merr net in mein Kopp enei,
wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!
Un wär´sch e Engel un Sonnekalb,
e Fremder is immer von außerhalb!
Der beste Mensch is e Ärjerniß,
wann er net aach von Frankfort is.
Was is des Ofebach for e Stadt!
Die hawe´s ganz in der Näh gehat
un hawe´s verbaßt von Aabeginn,
daß se net aach von Frankfort sin.
Die Bockemer hawe weiter geblickt,
die hawe mit uns zusammegerickt;
die Bernemer awer warn aach net dumm,
die gawe sogar e Milljon dadrum!
E Mädche von hie, deß en Fremde nimmt,
deß hat en for was Höher´sch bestimmt;
es mecht en von Hie, un er waaß net wie,
e Eigeplackter is immer von hie.
E Mädche von drauß, wann noch so fei,
dut immer doch net von Frankfort sei!
Doch nimmt se en hiesige Berjerschsoh,
so hat se aach noch die Ehr derrvo.
Des Berjerrecht in den letzte Jahrn
is freilich ebbes billiger warn;
der Wohlstadt awwer erhält sich doch,
dann alles anner is deuer noch.
So steuern merr frehlich uff´s Tornerfest!
Bald komme se aa von Ost und West,
von Nord un Sid un iwwer die Meern:
Gut Heil! als ob se von Frankfort wärn.
Un wann se bei uns sich amesiern,
dann werrd se der Abschied doppelt rihrn
un gewe merr recht un stimme mit ei:
wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!
Friedrich Stoltze (1816 - 1891), Frankfurter Heimat- und Mundartdichter
Seht ihr den Mond dort stehen? –
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.
Matthias Claudius (1740 - 1815), deutscher Dichter, Redakteur, Erzähler und Herausgeber des Wandsbecker Boten, Pseudonym Asmus
Quelle: Claudius, Asmus omnia sua secum portans, oder Sämtliche Werke des Wandsbecker Bothen, 1774-1812. Aus: Abendlied
Hab Sonne im Herzen!
Hab Sonne im Herzen,
ob's stürmt oder schneit.
Ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit!
Hab Sonne im Herzen,
dann komme, was mag,
das leuchtet voll Licht dir
den dunkelsten Tag!
Hab ein Lied auf den Lippen,
mit fröhlichem Klang
und macht auch des Alltags
Gedränge dich bang!
Hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme, was mag,
das hilft dir verwinden
den einsamsten Tag!
Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was dich selber
so frohgemut lässt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut!
Cäsar Flaischlen (1864 - 1920), Cäsar Otto Hugo Flaischlen, deutscher Schriftsteller, Journalist und Redakteur, Pseudonym Cäsar Stuart
In der Stille angekommen
In der Stille angekommen
gehe ich in mich,
stehe ich zu meinen
Stärken und Schwächen,
liegen mir mein Leben
und die Liebe
am Herzen.
In der Stille angekommen,
sehe ich mich, dich, euch
und die Welt
mit anderen Augen,
mit den Augen des Herzens.
In der Stille angekommen,
höre ich auf mein Inneres,
spüre ich Geborgenheit,
lerne ich Gelassenheit,
tanke ich Vertrauen.
© Ernst Ferstl (*1955), österreichischer Lehrer, Dichter und Aphoristiker
Quelle: Ferstl, Herznah. Gedichte, Asaro-Verlag 2003
Geht leise –
Es ist müd von der Reise.
Es kommt von weit her:
Vom Himmel übers Meer,
vom Meer den dunklen Weg ins Land,
bis es die kleine Wiege fand –
Geht leise.
Paula Dehmel (1862 - 1918), deutsche Schriftstellerin, schrieb Gedichte und Märchen für Kinder, Schwester von Franz Oppenheimer und Ehefrau des Dichters Richard Dehmel